Rubrik Artikel  - Fütterungskomplikationen bei Wellensittichküken

 
 Artikel geschrieben von:
Michael Hansen - Ellerndiek 14 - 24837 SL - Mitglied im DSV unter der Nummer 2757
Behördlich zugelassener und überprüfter Sittichzüchter
Erstellt im Dezember 2013
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Fütterungskomplikationen bei Wellensittichküken

Eine reine unkomplizierte Zucht ist etwas Wunderbares. Dass viele Problematiken während einer Zucht vorkommen können, ist dennoch eine Tatsache, vor der man sich nicht verschließen kann.

Dieser Artikel dreht sich um eines der möglichen Problemen, die während einer gesamten Zuchtphase auftreten können, und ich möchte mit diesem Artikel versuchen, Gründe, vorbeugende Maßnahmen und mögliche Hilfestellungen interessierten Menschen zu erörtern. 

Normalerweise schlüpft das Küken nach dem 18. Tag innerhalb des Nistkastens. 1 - 2 Tage vorher beginnt das Küken, sich durch Piepslaute bemerkbar zu machen. Ist es das erste Küken in dem Gelege, so beginnt dann die Henne, denn nur sie kann Vormagenmilch produzieren, mit dem Fluss und Bildung der Vormagenmilch, um ausreichend Menge dann auch dem kommenden Küken geben zu können.
Das Küken schlüpft und hat anfangs noch genügend Nahrung im Dottersack, der das Küken in den ersten Stunden mit dieser natürlichen Nahrung versorgt. Die Menge im Dottersack reicht für ein Überleben des Kükens von ca. 12 - 24 Stunden. Ich schreibe bewusst "überleben", denn schnell dehydrieren diese kleinen Küken, die im Aussehen eher einer Eidechse als einem Vogel ähneln und wo spätestens bei solch einen Anblick jeder erkennt, dass es gemeinsame Vorfahren in der Evolution dieser beiden Arten gab. 
Wird jetzt solch ein Küken innerhalb der kommenden 4 - 12 Stunden nicht gefüttert, dann können sehr schnell Folgeschäden für das Küken entstehen wie z.B. Langzeitschäden der Organe, die nicht mehr richtig versorgt werden und selbst dann, wenn man zu spät eingreift oder es nur sehr spät schafft, kurz vor knapp, das Küken einer Amme unter zu legen, die dann mit der Fütterung endlich beginnt.

Es ist schwer, sich in einen Wellensittich rein zu denken, und ich möchte auch nicht gedanklich hier falsch abbiegen, daher sind nachfolgende Erörterungen meine Beobachtungen, die ich schildere und aus dem interpretiere, was ich gesehen und erlebt habe bei solchen Fütterungsproblematiken.

Unerfahrene Hennen wissen instinktiv, was sie für einen Job haben und füttern ihre Küken anstandslos. Dennoch kann es Störungen im Nistkasten geben, die sie unter Stress setzen oder sie daran hindern lässt, dass sie mit einer Fütterung beginnen oder sogar komplett die Küken vernachlässigen und nicht füttern.

Die Tatsache, dass ein unerfahrener Züchter es kaum abwarten kann, eines seiner ersten Küken zu sehen, dazu die Nistkastenkastenkontrollen häufiger an dem Schlupftag durchführt, kann schon für eine Henne sehr viel Stress bedeuten und auch zu einer Unterlassung der Fütterung kommen. Daher führe ich die Nistkastenkontrollen immer regelmäßig und ungefähr zur gleichen Zeit durch mit einem im gleich folgenden Ablauf, um die Hennen vom ersten Ei dahin auch zu konditionieren.

Aber auch der Hahn, der sich mit in dem Nistkasten drängt, um ganz dicht bei seiner Partnerin zu sein, der diese Situation aus Unerfahrenheit oder Desinteresse der Henne keine Ruhe lässt oder auf dem Küken versehentlich stehen bleibt, es aus der Nistmulde raus schuppst, tötete schon so manches Küken, was man bei einer Nistkastenkontrolle fand.

Auch wenn der Hahn die Henne von dem Gelege drängt, weil er auf den Küken oder Eiern sitzen will, kann auch als Ursache für eine mangelnde oder unterlassene Fütterung der Henne vorkommen, da sie einfach nicht an das Küken oder Eier heran kommt. 
Pauschalisieren, das jede Henne den Hahn aus dem Nistkasten schmeißen würde und es zu solchen Komplikationen nicht kommen könnte, darf man nicht. Selbst wenn tagsüber der Hahn immer brav auf einer Sitzstange sitzt, weiss man nie was er nachts oder in einer Zeitspanne macht, wo der Züchter nicht vor Ort ist. Normalerweise sind die Hähne von jedem Züchter schon konditioniert. Egal wie oft ein Züchter im Zuchtraum ist, der Moment der Fütterung kommt früher oder später. Hört ein Hahn Geräusche, so kommt er auch gerne mal aus dem Nistkasten heraus, um eine Fütterung genau abzupassen und sich so die leckersten Saaten aus dem Futternapf als erstes heraus zu picken. Manchmal, das muss ich selber auch gestehen, bekommt man es gar nicht mit, das ein Hahn auch tagsüber im Nistkasten sitzt, denn schaut man in die Zuchtbox rein, erkennt man, dass er auf der Anflughilfe des Nistkasten sitzt, als wenn er seine Henne erwartet, die jeden Moment raus schaut, um sie zu füttern. War er jetzt die ganze Zeit auf der Anflughilfe oder kam er gerade raus?
Bei 2-4 Nistkästen kann man sich schon nicht mehr sicher sein, welche Antwort jetzt die richtige war.

Selbst wenn er tagsüber außerhalb des Nistkasten ist, sieht es nachts vielleicht anders aus. Da könnte er sich bei dem Nachtlicht schnell mal in den Nistkasten schleichen zu seiner Partnerin. Verräterische Spuren findet man dennoch von einem Hahn innerhalb des Nistkasten. Erkennbar ist das immer an dem typischen Wellensittichkot im Nistkasten. Da die Henne in diesem Zeitraum ein um das vielfach größere und farblich anders farbige Kothaufen außerhalb des Nistkastens absetzt, kann in diesem Moment nur der Hahn als Nestbeschmutzer ausgemacht werden und deshalb ist dann klar, dass auch dieser Hahn sehr oft mit in dem Nistkasten drin sitzt und als Störgrund für z.B. mangelnde Fütterung als Ursache erkannt wird.

Aber selbst bei Tage findet man bei den Nistkastenkontrollen immer wieder mal einen Hahn innerhalb des Nistkastens. Diese Hähne werden dann entfernt und müssen, um Beschädigungen von Eiern oder Verletzungen von Küken vorzubeugen, zurück in die Zuchtbox. Das hält sie dennoch nicht davon ab, bald wieder der Henne in das Separée zu folgen und alles beginnt wieder von vorne.
Selber sehe ich es überhaupt nicht gerne, wenn die Hähne sich in den Nistkästen aufhalten. Das aber ist eine Begleiterscheinung der Domestikation der Wellensittiche, die in den Zuchtboxen sitzen und nicht täglich hunderte von Kilometern fliegen müssen um Nahrung und Wasser heran zu schaffen. Hier bei uns in den Zuchträumen bekommen sie quasi alles vor die Nase gesetzt und haben wahrscheinlich auch ein Stückchen weit Langeweile, und es zieht sie zu ihrer Partnerin.

Hat man den Eindruck, dass der Hahn der Übeltäter ist, so würde ich den Hahn aus der Zuchtbox entfernen. Bitter ist es, wenn es für den Hahn die erste Zucht ist, aber die Gefahr, dass dieser Hahn danach zuchtsauer ist, ist m.M. nach das geringere Übel; da er ja schon auffällig war, würde ich ihm noch eine Chance geben. Macht er da die gleichen Anstalten wie bei der ersten Zucht, würde ich ihn aus meiner Zucht selektieren.
Sicherlich will man potente, agile Hähne als Garant für viele Nachzuchten haben und selektiert so seinen Zuchtstamm, aber was bringt es einem Züchter, wenn er gezwungen wird, andauern eingreifen zu müssen, eben weil dieser "tolle" Hahn dann für tote Küken oder angeknackste Eier verursacht? Ich denke, nicht viel!
Ob die Henne mit der Anzahl der kommenden Küken dann zurecht kommt, sie alle füttert oder nicht, unterliegt der besonderen Beobachtung des Züchters. Bis 4 Küken schafft eine Henne ohne Hahn. Alles was mehr ist, kann man, bei einem fortgeschrittenem Alter der Küken, dann ja später noch einer Amme unter legen.
Beispiel:
5 Eier entspringen 5 Küken. Da wäre der Altersunterschied vom ersten Küken bis zum letzten Küken 10 Tage. 10 Tage in der Entwicklung eines Wellensittichsküken ist eine sehr große Zeitspanne. Da kann man das älteste beispielsweise versuchen, woanders unter zu legen, denn das älteste ist aus dem gröbsten raus und die Gefahr, wie bei frisch geschlüpften Küken, ist weit aus geringer.

Aber selbst das Küken kann Ursache sein, dass eine Henne nicht füttert. Wie gerade schon angesprochen wurde, macht es sich durch Fieplaute bemerkbar. Kommen diese Laute nur schwach, weil das Küken aus den verschiedenen Möglichkeiten wie 
 # mehr wie 18 Tage im Ei war und schon recht schwach ist
 # geschwächt, weil Temperatur- oder Luftfeuchtigkeitsschwankungen vorherrschten
 # die Henne nicht richtig huderte und sehr oft den Nistkasten verließ 
 # es nicht richtig gewärmt wird, weil sich der Hahn immer im Nistkasten breit macht
 # ect

dann kann die Fütterung durch die Henne auch aussetzen.

Das allererste Küken einer Henne, sowie das erste Küken einer erfahrenen Henne in einer Zuchtsaison, werden nach meinen Erfahrungen nicht immer sofort gefüttert.
Wie wichtig es ist, gerade da dann Ammenpaare zu haben, wo man switchen könnte mit den Küken, wird jeder Züchter bestätigen, der schon ein Küken fast aufgab und eines besseren belehrt wurde, weil nach dem dritten Unterpacken bei Ammen das Küken dann doch unverhofft angenommen wurde.

Ich war bis vor kurzem auch noch der Meinung, dass ein Einreiben eines Küken durch dem Einstreu des Nistmaterials des neuen Nistkasten eine positive Unterstützung wäre für das Annehmen des fremden Kükens durch die Ammenhenne, aber ich habe das bewusst in dieser Zuchtsaison nicht so durchgeführt, und dennoch klappte es bei mir sogar öfter, ohne Einreiben und Annehmen des Geruchs durch diese Aktion, als mit Einreiben. Das ist keine gefühlte Statistik sondern belegen meine Aufzeichnungen.

Wie lange wartet man jetzt, bis man das Küken umsetzen muss?
Als erstes muss man sich selbst feste Zeiten setzen, wann man die Nistkastenkontrolle durchführt. Auch wenn es schwer fällt, muss man sich da zwingen, diese Zeiten einzuhalten, um nicht noch mehr Unruhe in den Nistkasten rein zu bringen. Ein Abstand von ca. 4 Stunden während der Kontrollen sind nach meiner Erfahrung ein sehr gutes Zeitfenster, wo man noch eingreifen könnte und es mit einer Amme woanders versuchen kann. Das bedeutet jetzt NICHT, dass nach 4 Stunden sofort das Küken woanders untergelegt werden muss!
Hat man mitbekommen, wann das Küken genau schlüpfte, dann hat 3 x 4 Stunden maximal Zeit, in der das Küken gefüttert werden kann oder in der man dann entscheidet, ob man woanders unterlegt.
Länger würde ich nicht warten, denn es ist nicht klar, ob die Amme das Küken annimmt und man evtl. noch einmal einen Versuch starten kann mit einer weiteren Amme.
Um das Zeitfenster so lange wie möglich offen zu halten, bietet sich immer starkhaltige fettreiche Dosenmilch an. Diese auf ca. 45°C erhitzen, auf einer Spritze auf ziehen und dann das Küken mittels einer Spritze füttern. Nicht direkt in den Schnabel rein oder den Schnabel mit Gewalt öffnen. Noch ist alles sehr weich und es kann zu Verformungen des Schnabels kommen. Dazu einfach einen Tropfen aus der Spritze drücken, den vorsichtig an den Schnabel halten und das Küken sollte dazu auf den Rücken liegen. Diese Position entspricht auch der Fütterung der Mutter. Ob das Küken diesen Tropfen aufgenommen hat oder ob tatsächlich alles vorbei ging, sieht man an dem Kropf ob da weiße Verfärbungen drin sind.
Hat das geklappt, so hat man nicht nur Feuchtigkeit spenden können, was einer Dehydrierung entgegen geht. Danach sollte das Küken vorsichtig dennoch gründlich gereinigt werden und zu einer Amme gelegt werden.
Hier hat man dann zwischen 3 und 5 Stunden, in denen man sich selber und dem Küken in erster Linie die Daumen drückt.

Dennoch gibt es leider immer wieder frisch geschlüpfte Küken, die überhaupt nicht angenommen werden. Nicht von der eigenen Mutter oder irgend einer Amme. Man versucht immer wieder mit Dosenmilch das Küken am Leben zu erhalten, aber es verstirbt dann dennoch irgendwann. Das kann früher oder sogar nach 50 Stunden und länger sein. Als Ursache sind sich viele Züchter nicht einig, warum ausgerechnet gerade dieses Küken von niemanden angenommen wird.
Es könnte sein, dass die Henne erkennt, dass dieses Küken keine Lebenserwartung hat, und sie will nicht unnötig füttern, um so die Chancen für die anderen Küken größer zu halten, und andere Gründe werden immer heran geholt. Eine genaue Ursache kann dennoch niemand klar erörtern und daher möchte ich selber auch keine Prognose dazu abgeben.
Leider ist das so und egal, was man alles macht, wie viel Wärme und Nahrung man selber dem Küken gibt, es verstirbt und einem sind die Hände gebunden.


In den ersten Tagen füttert ausschließlich die Henne, die genau weiß, welches Küken welche Nahrung benötigt und je älter die Küken sind, mischt sie da auch schon vorverdaute kleinere Saaten dem Futterbrei hinzu. Nun meinen es auch einige Hähne mit der Fütterung ab und an mal zu gut und beginnen zu früh mit dem Zufüttern. Erkennen kann man das, in dem man sich den unbefiederten Kropf einmal genauer anschaut und dort dann schon eine Menge entspelzter Saaten findet. Die Küken können aber in diesem Alter nicht diese Menge von Saaten verarbeiten und aufnehmen, und einige gehen dann elendig zu Grunde.
Auch solche Übereifrigen nehme ich aus der Zuchtbox raus. 
ACHTUNG: Ein späteres Wiedereinsetzen in die eigentliche Zuchtbox rate ich dennoch jedem ab! Ob der Hahn dann seine Küken wieder erkennt, ist sehr fraglich und schon oft ging das in die Hose. Tote Küken, aus dem Nistkasten geschmissene oder verletzte Küken waren da die Konsequenz. Verantwortlich dafür war der Hahn, der mit der neuen Henne ein neues Gelege beginnen wollte, und diese "fremden" Altlasten störten ihn, um schnell eine neue Brut mit der Partnerin zu beginnen.
Mit Keimfutter kann man versuchen, da entgegen zu wirken. Dadurch, dass dieses Futter eingeweicht ist und einen höheren Nährwert hat, kann man so auch kleinere Erfolge für die Küken verzeichnen. Nur muss man dann im Hinterkopf haben, dass der Hahn beim nächsten Mal sehr wahrscheinlich wieder diese Unart zeigen wird. Quellfutter geht auch, aber ich empfehle, wenn überhaupt solch ein Versuch daheim gemacht wird, Keimfutter zu nehmen, da dieses länger eingeweicht war.


Auch im mittleren Kükenalter (2-3 Wochen) kommt es immer wieder mal vor, dass einige Küken nicht gefüttert werden. Die anderen Küken bettelten mehr und überfallen die Eltern schon am Einflugloch des Nistkastens. Bettelt ein Küken weniger und verpasst so die ein oder andere Fütterung, ist es schnell entkräftet und der Blutzuckergehalt sinkt rapide ab. Aus anfänglicher Schwäche wird dann schnell ein Ausschluss dieses Kükens aus der Kükenkugel in eine Nistkastenkastenecke, wo sich sonst keiner hin traut bzw. hingeht. Die Bettelrufe werden weniger, das Küken kühlt schnell aus, und dann liegt es da bald schwach und matt und würde so langsam sterben.
Auch durch kleine Zankereien unter den Küken, ausgelöst durch ein oder mehrere asozialer Küken, kann es so zu einem Ausschluss kommen. Dieses untypische Verhalten findet man aber bei Wellensittichen dennoch nur äußerst selten.
Sind es mehrere Küken, die überhaupt nicht mehr gefüttert werden, kommen auch andere Ursachen in Frage wie z.B. die Henne, die ausgelaugt ist, weil sie z.B. 6 oder mehr Küken hat oder organische Störungen, bedingt durch die kräftezehrende Brut, die futtertechnisch vom Züchter nicht konsequent vorbereitet wurde, sowie anderes. Auch der Hahn kann hier der Verursacher wieder sein, weil er seine Henne so stark bedrängt, ein neues Gelege zu beginnen und sie kaum Zeit hat zu fressen und saufen, da er sie nach Ignorieren ihrerseits, weg scheucht in den Nistkasten und so weniger Nahrung von der Henne dann weiter gegeben werden kann. Solche Hähne ignorieren auch oftmals die eigenen Küken und füttern dann selten oder nur spärlich ihre Nachzuchten. Wie man bei solchen Hähnen dann vorgeht, werde ich nicht weiter erörtern. Das dürfte klar sein :)

Das Setzen einer Kropfsonde bei größeren Küken, welche Kropfsondengröße man dafür nehmen kann, welches Futter dafür geeignet ist, werde ich hier nicht erörtern, da man sich diese Informationen in Wort und Bild in einem meiner anderen Artikeln anschauen kann.
Nur so viel: Erstmalig den Umgang einer Kropfsonde zu üben, wenn Holland unter Wasser steht, ist Stress nicht nur für das Küken sondern auch für den Züchter, der mit zittrigen Händen mit dem Rücken an der Wand steht und zum ersten Mal dann ungeübt so eingreifen muss. Das geht dann leider oftmals nicht gut aus. Daher bitte vorher "üben".
Nicht nur Aufzuchtfutter, wie man es häufig aus zerbröselten Knäckebrot, Haferflocken und getrockneten Eifutter kennt, ist ein gutes Ansatzfutter. Auch zuckerfreie Babynahrung aus dem Gläschen, z.B. aus Vollkorn, ist eine abwechslungsreiche Nahrung, die man Übergangsweise bei gezwungener Fütterung durch den Züchter, nehmen kann.

Ab der dritten Lebenswoche kann man daher gehen und schon mal eine halbe Kolbenhirse mit in den Nistkasten zulegen. Die Spelzen dienen zusätzlich als Einstreu und binden Kot und Urin. Und es ist eine kleine Beschäftigung für die Henne und ein sanftes Erlernen der größeren Küken, daran mal zu probieren und es der Mutter nach zu ahmen und somit auch ein kleiner Schritt in die spätere kommende Selbstständigkeit.




Jeder Züchter bekommt von Zucht zu Zucht immer mehr ein besseres Auge für aufkommende Problematiken und lernt auch von Mal zu Mal, wie er diesen Problemen entgegen wirken kann. Das ist ein klarer Lernprozess, und nicht immer wird es ein Patentrezept für ein Problem geben. Unterschiedliche Vorraussetzungen, verschiedenes Alter der Problemküken, die letztes Mal ja älter waren sowie weiteres wird man nach und nach erlernen und das letztendlich, auch wenn es einem in diesem Moment des Problems nicht bewusst ist, und man mit zittrigen Händen da sitzt und ein Leben retten will, wird Erfahrung ein guter Garant für das Leben und die positive Entwicklung kommender Problemfälle sein.
Nach mehreren Zuchten sind das alles kleine Puzzelteilchen, die später, aufgrund der Erfahrung des Züchters, ihn früher oder später direkt oder indirekt eingreifen lassen.
Nach 1 oder 2 Jahren Zucht ist man noch kein Züchter. Selbst sehen sich junge Züchter dann schon als erfahrene Züchter, aber es fehlt ihnen an dem Züchterauge, welches Probleme und Lösungen erkennen lässt, an den Händen, wo man ein Küken in der Hand hält und weiss, ob das Küken zu wenig oder zu viel wiegt oder ob es Defizite in der Entwicklung gibt sowie vieles mehr. Es sind viele Aspekte, die erst nach Jahren nach und nach einen Züchter schulen und ihn immer mehr ausbilden. Oftmals muss man da durch die harte Schule gehen und trifft Entscheidungen, die, wie sich später heraus stellt, verkehrt waren, aber selbst jede falsche Entscheidung muss für den Züchter ein Lernprozess sein, und er muss daraus lernen egal, ob sie nun positiv oder negativ war. Er muss aus seinen Handlungen lernen für spätere "Sorgenkinder".

 



Na? Bis ganz zum Schluss gelesen? OK! Dann hab ich noch eine "Kleinigkeit" für dich :)
Hinter dem Kükenfoto ganz oben in diesem Bericht versteckt sich eine kleine Geschichte. Ich fand dieses Küken im Nistkasten kalt, schwach und dem Tod näher wie dem Leben. Mein Sohn bekam es in die Hände und pustete seinen warmen Atem hinein, um das Küken zu wärmen. In der Zwischenzeit bereitete ich Aufzuchtfutter vor und erwärmte den ganzen Brei und zog es mit einer Kropfsonde auf und fütterte das Kleine. Das Küken schlief nachts unter einer elektrischen Wärmdecke in einer kleinen Schachtel und wurde alle paar Stunden gefüttert. Am darauf folgenden Tag setzte meine Frau das Kleine etwas in eine kleine Socke und trug es den ganzen Tag unter ihrem Pulli an ihrer wärmenden Haut. Es wurde regelmäßig gefüttert und erholte sich nach und nach, und so konnten wir es nach ein paar Tagen wieder zurück ins Zuchthaus in einem Nistkasten zu anderen Küken setzen. Das kleine Etwas hat es geschafft, und es entwickelte sich sehr gut. Durch die anderen, fast gleichaltrigen Küken gab es auch keine Defizite im sozialen Bereich und es wurde nach und nach immer größer und größer. Das Küken schaffte es, und auch wenn wir nächtelang durch machen mussten, wenig Schlaf bekamen, hat es sich gelohnt, finde ich. JEDES Küken hat ein Recht auf Leben und ...
 ... in diesem Sinne wünsche ich allen Züchtern viele Schwänze auf den Stangen für die kommende oder noch laufende Zuchtsaison
:)


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