
Fütterungskomplikationen
bei Wellensittichküken
Eine reine
unkomplizierte Zucht ist etwas Wunderbares. Dass viele Problematiken während
einer Zucht vorkommen können, ist dennoch eine Tatsache, vor der man sich
nicht verschließen kann.
Dieser Artikel dreht sich um eines der möglichen Problemen, die während
einer gesamten Zuchtphase auftreten können, und ich möchte mit diesem
Artikel versuchen, Gründe, vorbeugende Maßnahmen und mögliche
Hilfestellungen interessierten Menschen zu erörtern.
Normalerweise schlüpft das Küken nach dem 18. Tag innerhalb des
Nistkastens. 1 - 2 Tage vorher beginnt das Küken, sich durch Piepslaute
bemerkbar zu machen. Ist es das erste Küken in dem Gelege, so beginnt dann
die Henne, denn nur sie kann Vormagenmilch produzieren, mit dem Fluss und
Bildung der Vormagenmilch, um ausreichend Menge dann auch dem kommenden Küken
geben zu können.
Das Küken schlüpft und hat anfangs noch genügend Nahrung im Dottersack,
der das Küken in den ersten Stunden mit dieser natürlichen Nahrung
versorgt. Die Menge im Dottersack reicht für ein Überleben des Kükens von
ca. 12 - 24 Stunden. Ich schreibe bewusst "überleben", denn
schnell dehydrieren diese kleinen Küken, die im Aussehen eher einer
Eidechse als einem Vogel ähneln und wo spätestens bei solch einen Anblick
jeder erkennt, dass es gemeinsame Vorfahren in der Evolution dieser beiden
Arten gab.
Wird jetzt solch ein Küken innerhalb der kommenden 4 - 12 Stunden nicht gefüttert,
dann können sehr schnell Folgeschäden für das Küken entstehen wie z.B.
Langzeitschäden der Organe, die nicht mehr richtig versorgt werden und
selbst dann, wenn man zu spät eingreift oder es nur sehr spät schafft,
kurz vor knapp, das Küken einer Amme unter zu legen, die dann mit der Fütterung
endlich beginnt.
Es ist schwer, sich in einen Wellensittich rein zu denken, und ich möchte
auch nicht gedanklich hier falsch abbiegen, daher sind nachfolgende Erörterungen
meine Beobachtungen, die ich schildere und aus dem interpretiere, was ich
gesehen und erlebt habe bei solchen Fütterungsproblematiken.
Unerfahrene Hennen wissen instinktiv, was sie für einen Job haben und füttern
ihre Küken anstandslos. Dennoch kann es Störungen im Nistkasten geben, die
sie unter Stress setzen oder sie daran hindern lässt, dass sie mit einer Fütterung
beginnen oder sogar komplett die Küken vernachlässigen und nicht füttern.
Die Tatsache, dass ein unerfahrener Züchter es kaum abwarten kann, eines
seiner ersten Küken zu sehen, dazu die Nistkastenkastenkontrollen häufiger
an dem Schlupftag durchführt, kann schon für eine Henne sehr viel Stress
bedeuten und auch zu einer Unterlassung der Fütterung kommen. Daher führe
ich die Nistkastenkontrollen immer regelmäßig und ungefähr zur gleichen
Zeit durch mit einem im gleich folgenden Ablauf, um die Hennen vom ersten Ei
dahin auch zu konditionieren.
Aber auch der Hahn, der sich mit in dem Nistkasten drängt, um ganz dicht
bei seiner Partnerin zu sein, der diese Situation aus Unerfahrenheit oder
Desinteresse der Henne keine Ruhe lässt oder auf dem Küken versehentlich
stehen bleibt, es aus der Nistmulde raus schuppst, tötete schon so manches
Küken, was man bei einer Nistkastenkontrolle fand.
Auch wenn der Hahn die Henne von dem Gelege drängt, weil er auf den Küken
oder Eiern sitzen will, kann auch als Ursache für eine mangelnde oder
unterlassene Fütterung der Henne vorkommen, da sie einfach nicht an das Küken
oder Eier heran kommt.
Pauschalisieren, das jede Henne den Hahn aus dem Nistkasten schmeißen würde
und es zu solchen Komplikationen nicht kommen könnte, darf man nicht.
Selbst wenn tagsüber der Hahn immer brav auf einer Sitzstange sitzt, weiss
man nie was er nachts oder in einer Zeitspanne macht, wo der Züchter nicht
vor Ort ist. Normalerweise sind die Hähne von jedem Züchter schon
konditioniert. Egal wie oft ein Züchter im Zuchtraum ist, der Moment der Fütterung
kommt früher oder später. Hört ein Hahn Geräusche, so kommt er auch
gerne mal aus dem Nistkasten heraus, um eine Fütterung genau abzupassen und
sich so die leckersten Saaten aus dem Futternapf als erstes heraus zu
picken. Manchmal, das muss ich selber auch gestehen, bekommt man es gar
nicht mit, das ein Hahn auch tagsüber im Nistkasten sitzt, denn schaut man
in die Zuchtbox rein, erkennt man, dass er auf der Anflughilfe des
Nistkasten sitzt, als wenn er seine Henne erwartet, die jeden Moment raus
schaut, um sie zu füttern. War er jetzt die ganze Zeit auf der Anflughilfe
oder kam er gerade raus?
Bei 2-4 Nistkästen kann man sich schon nicht mehr sicher sein, welche
Antwort jetzt die richtige war.
Selbst wenn er tagsüber außerhalb des Nistkasten ist, sieht es nachts
vielleicht anders aus. Da könnte er sich bei dem Nachtlicht schnell mal in
den Nistkasten schleichen zu seiner Partnerin. Verräterische Spuren findet
man dennoch von einem Hahn innerhalb des Nistkasten. Erkennbar ist das immer
an dem typischen Wellensittichkot im Nistkasten. Da die Henne in diesem
Zeitraum ein um das vielfach größere und farblich anders farbige Kothaufen
außerhalb des Nistkastens absetzt, kann in diesem Moment nur der Hahn als
Nestbeschmutzer ausgemacht werden und deshalb ist dann klar, dass auch
dieser Hahn sehr oft mit in dem Nistkasten drin sitzt und als Störgrund für
z.B. mangelnde Fütterung als Ursache erkannt wird.
Aber selbst bei Tage findet man bei den Nistkastenkontrollen immer wieder
mal einen Hahn innerhalb des Nistkastens. Diese Hähne werden dann entfernt
und müssen, um Beschädigungen von Eiern oder Verletzungen von Küken
vorzubeugen, zurück in die Zuchtbox. Das hält sie dennoch nicht davon ab,
bald wieder der Henne in das Separée zu folgen und alles beginnt wieder von
vorne.
Selber sehe ich es überhaupt nicht gerne, wenn die Hähne sich in den Nistkästen
aufhalten. Das aber ist eine Begleiterscheinung der Domestikation der
Wellensittiche, die in den Zuchtboxen sitzen und nicht täglich hunderte von
Kilometern fliegen müssen um Nahrung und Wasser heran zu schaffen. Hier bei
uns in den Zuchträumen bekommen sie quasi alles vor die Nase gesetzt und
haben wahrscheinlich auch ein Stückchen weit Langeweile, und es zieht sie
zu ihrer Partnerin.
Hat man den Eindruck, dass der Hahn der Übeltäter ist, so würde ich den
Hahn aus der Zuchtbox entfernen. Bitter ist es, wenn es für den Hahn die
erste Zucht ist, aber die Gefahr, dass dieser Hahn danach zuchtsauer ist,
ist m.M. nach das geringere Übel; da er ja schon auffällig war, würde ich
ihm noch eine Chance geben. Macht er da die gleichen Anstalten wie bei der
ersten Zucht, würde ich ihn aus meiner Zucht selektieren.
Sicherlich will man potente, agile Hähne als Garant für viele Nachzuchten
haben und selektiert so seinen Zuchtstamm, aber was bringt es einem Züchter,
wenn er gezwungen wird, andauern eingreifen zu müssen, eben weil dieser
"tolle" Hahn dann für tote Küken oder angeknackste Eier
verursacht? Ich denke, nicht viel!
Ob die Henne mit der Anzahl der kommenden Küken dann zurecht kommt, sie
alle füttert oder nicht, unterliegt der besonderen Beobachtung des Züchters.
Bis 4 Küken schafft eine Henne ohne Hahn. Alles was mehr ist, kann man, bei
einem fortgeschrittenem Alter der Küken, dann ja später noch einer Amme
unter legen.
Beispiel:
5 Eier entspringen 5 Küken. Da wäre der Altersunterschied vom ersten Küken
bis zum letzten Küken 10 Tage. 10 Tage in der Entwicklung eines
Wellensittichsküken ist eine sehr große Zeitspanne. Da kann man das älteste
beispielsweise versuchen, woanders unter zu legen, denn das älteste ist aus
dem gröbsten raus und die Gefahr, wie bei frisch geschlüpften Küken, ist
weit aus geringer.
Aber selbst das Küken kann Ursache sein, dass eine Henne nicht füttert.
Wie gerade schon angesprochen wurde, macht es sich durch Fieplaute
bemerkbar. Kommen diese Laute nur schwach, weil das Küken aus den
verschiedenen Möglichkeiten wie
#
mehr wie 18 Tage im Ei war und schon recht schwach ist
# geschwächt, weil Temperatur- oder Luftfeuchtigkeitsschwankungen
vorherrschten
# die Henne nicht richtig huderte und sehr oft den Nistkasten verließ
# es nicht richtig gewärmt wird, weil sich der Hahn immer im
Nistkasten breit macht
# ect
dann kann die Fütterung durch die Henne auch aussetzen.
Das allererste Küken einer Henne, sowie das erste Küken einer erfahrenen
Henne in einer Zuchtsaison, werden nach meinen Erfahrungen nicht immer
sofort gefüttert.
Wie wichtig es ist, gerade da dann Ammenpaare zu haben, wo man switchen könnte
mit den Küken, wird jeder Züchter bestätigen, der schon ein Küken fast
aufgab und eines besseren belehrt wurde, weil nach dem dritten Unterpacken
bei Ammen das Küken dann doch unverhofft angenommen wurde.
Ich war bis vor kurzem auch noch der Meinung, dass ein Einreiben eines Küken
durch dem Einstreu des Nistmaterials des neuen Nistkasten eine positive
Unterstützung wäre für das Annehmen des fremden Kükens durch die
Ammenhenne, aber ich habe das bewusst in dieser Zuchtsaison nicht so
durchgeführt, und dennoch klappte es bei mir sogar öfter, ohne Einreiben
und Annehmen des Geruchs durch diese Aktion, als mit Einreiben. Das ist
keine gefühlte Statistik sondern belegen meine Aufzeichnungen.
Wie lange wartet man jetzt, bis man das Küken umsetzen muss?
Als erstes muss man sich selbst feste Zeiten setzen, wann man die
Nistkastenkontrolle durchführt. Auch wenn es schwer fällt, muss man sich
da zwingen, diese Zeiten einzuhalten, um nicht noch mehr Unruhe in den
Nistkasten rein zu bringen. Ein Abstand von ca. 4 Stunden während der
Kontrollen sind nach meiner Erfahrung ein sehr gutes Zeitfenster, wo man
noch eingreifen könnte und es mit einer Amme woanders versuchen kann. Das
bedeutet jetzt NICHT, dass nach 4 Stunden sofort das Küken woanders
untergelegt werden muss!
Hat man mitbekommen, wann das Küken genau schlüpfte, dann hat 3 x 4
Stunden maximal Zeit, in der das Küken gefüttert werden kann oder in der
man dann entscheidet, ob man woanders unterlegt.
Länger würde ich nicht warten, denn es ist nicht klar, ob die Amme das Küken
annimmt und man evtl. noch einmal einen Versuch starten kann mit einer
weiteren Amme.
Um das Zeitfenster so lange wie möglich offen zu halten, bietet sich immer
starkhaltige fettreiche Dosenmilch an. Diese auf ca. 45°C erhitzen, auf
einer Spritze auf ziehen und dann das Küken mittels einer Spritze füttern.
Nicht direkt in den Schnabel rein oder den Schnabel mit Gewalt öffnen. Noch
ist alles sehr weich und es kann zu Verformungen des Schnabels kommen. Dazu
einfach einen Tropfen aus der Spritze drücken, den vorsichtig an den
Schnabel halten und das Küken sollte dazu auf den Rücken liegen. Diese
Position entspricht auch der Fütterung der Mutter. Ob das Küken diesen
Tropfen aufgenommen hat oder ob tatsächlich alles vorbei ging, sieht man an
dem Kropf ob da weiße Verfärbungen drin sind.
Hat das geklappt, so hat man nicht nur Feuchtigkeit spenden können, was
einer Dehydrierung entgegen geht. Danach sollte das Küken vorsichtig
dennoch gründlich gereinigt werden und zu einer Amme gelegt werden.
Hier hat man dann zwischen 3 und 5 Stunden, in denen man sich selber und dem
Küken in erster Linie die Daumen drückt.
Dennoch gibt es leider immer wieder frisch geschlüpfte Küken, die überhaupt
nicht angenommen werden. Nicht von der eigenen Mutter oder irgend einer
Amme. Man versucht immer wieder mit Dosenmilch das Küken am Leben zu
erhalten, aber es verstirbt dann dennoch irgendwann. Das kann früher oder
sogar nach 50 Stunden und länger sein. Als Ursache sind sich viele Züchter
nicht einig, warum ausgerechnet gerade dieses Küken von niemanden
angenommen wird.
Es könnte sein, dass die Henne erkennt, dass dieses Küken keine
Lebenserwartung hat, und sie will nicht unnötig füttern, um so die Chancen
für die anderen Küken größer zu halten, und andere Gründe werden immer
heran geholt. Eine genaue Ursache kann dennoch niemand klar erörtern und
daher möchte ich selber auch keine Prognose dazu abgeben.
Leider ist das so und egal, was man alles macht, wie viel Wärme und Nahrung
man selber dem Küken gibt, es verstirbt und einem sind die Hände gebunden.
In den ersten Tagen füttert ausschließlich die Henne, die genau weiß,
welches Küken welche Nahrung benötigt und je älter die Küken sind,
mischt sie da auch schon vorverdaute kleinere Saaten dem Futterbrei hinzu.
Nun meinen es auch einige Hähne mit der Fütterung ab und an mal zu gut und
beginnen zu früh mit dem Zufüttern. Erkennen kann man das, in dem man sich
den unbefiederten Kropf einmal genauer anschaut und dort dann schon eine
Menge entspelzter Saaten findet. Die Küken können aber in diesem Alter
nicht diese Menge von Saaten verarbeiten und aufnehmen, und einige gehen
dann elendig zu Grunde.
Auch solche Übereifrigen nehme ich aus der Zuchtbox raus.
ACHTUNG: Ein späteres Wiedereinsetzen in die eigentliche Zuchtbox rate ich
dennoch jedem ab! Ob der Hahn dann seine Küken wieder erkennt, ist sehr
fraglich und schon oft ging das in die Hose. Tote Küken, aus dem Nistkasten
geschmissene oder verletzte Küken waren da die Konsequenz. Verantwortlich
dafür war der Hahn, der mit der neuen Henne ein neues Gelege beginnen
wollte, und diese "fremden" Altlasten störten ihn, um schnell
eine neue Brut mit der Partnerin zu beginnen.
Mit Keimfutter kann man versuchen, da entgegen zu wirken. Dadurch, dass
dieses Futter eingeweicht ist und einen höheren Nährwert hat, kann man so
auch kleinere Erfolge für die Küken verzeichnen. Nur muss man dann im
Hinterkopf haben, dass der Hahn beim nächsten Mal sehr wahrscheinlich
wieder diese Unart zeigen wird. Quellfutter geht auch, aber ich empfehle,
wenn überhaupt solch ein Versuch daheim gemacht wird, Keimfutter zu nehmen,
da dieses länger eingeweicht war.
Auch im mittleren Kükenalter (2-3 Wochen) kommt es immer wieder mal vor,
dass einige Küken nicht gefüttert werden. Die anderen Küken bettelten
mehr und überfallen die Eltern schon am Einflugloch des Nistkastens.
Bettelt ein Küken weniger und verpasst so die ein oder andere Fütterung,
ist es schnell entkräftet und der Blutzuckergehalt sinkt rapide ab. Aus anfänglicher
Schwäche wird dann schnell ein Ausschluss dieses Kükens aus der Kükenkugel
in eine Nistkastenkastenecke, wo sich sonst keiner hin traut bzw. hingeht.
Die Bettelrufe werden weniger, das Küken kühlt schnell aus, und dann liegt
es da bald schwach und matt und würde so langsam sterben.
Auch durch kleine Zankereien unter den Küken, ausgelöst durch ein oder
mehrere asozialer Küken, kann es so zu einem Ausschluss kommen. Dieses
untypische Verhalten findet man aber bei Wellensittichen dennoch nur äußerst
selten.
Sind es mehrere Küken, die überhaupt nicht mehr gefüttert werden, kommen
auch andere Ursachen in Frage wie z.B. die Henne, die ausgelaugt ist, weil
sie z.B. 6 oder mehr Küken hat oder organische Störungen, bedingt durch
die kräftezehrende Brut, die futtertechnisch vom Züchter nicht konsequent
vorbereitet wurde, sowie anderes. Auch der Hahn kann hier der Verursacher
wieder sein, weil er seine Henne so stark bedrängt, ein neues Gelege zu
beginnen und sie kaum Zeit hat zu fressen und saufen, da er sie nach
Ignorieren ihrerseits, weg scheucht in den Nistkasten und so weniger Nahrung
von der Henne dann weiter gegeben werden kann. Solche Hähne ignorieren auch
oftmals die eigenen Küken und füttern dann selten oder nur spärlich ihre
Nachzuchten. Wie man bei solchen Hähnen dann vorgeht, werde ich nicht
weiter erörtern. Das dürfte klar sein :)
Das Setzen einer Kropfsonde bei größeren Küken, welche Kropfsondengröße
man dafür nehmen kann, welches Futter dafür geeignet ist, werde ich hier
nicht erörtern, da man sich diese Informationen in Wort und Bild in einem
meiner anderen Artikeln anschauen kann.
Nur so viel: Erstmalig den Umgang einer Kropfsonde zu üben, wenn Holland
unter Wasser steht, ist Stress nicht nur für das Küken sondern auch für
den Züchter, der mit zittrigen Händen mit dem Rücken an der Wand steht
und zum ersten Mal dann ungeübt so eingreifen muss. Das geht dann leider
oftmals nicht gut aus. Daher bitte vorher "üben".
Nicht nur Aufzuchtfutter, wie man es häufig aus zerbröselten Knäckebrot,
Haferflocken und getrockneten Eifutter kennt, ist ein gutes Ansatzfutter.
Auch zuckerfreie Babynahrung aus dem Gläschen, z.B. aus Vollkorn, ist eine
abwechslungsreiche Nahrung, die man Übergangsweise bei gezwungener Fütterung
durch den Züchter, nehmen kann.
Ab der dritten Lebenswoche kann man daher gehen und schon mal eine halbe
Kolbenhirse mit in den Nistkasten zulegen. Die Spelzen dienen zusätzlich
als Einstreu und binden Kot und Urin. Und es ist eine kleine Beschäftigung
für die Henne und ein sanftes Erlernen der größeren Küken, daran mal zu
probieren und es der Mutter nach zu ahmen und somit auch ein kleiner Schritt
in die spätere kommende Selbstständigkeit.
Jeder Züchter bekommt von Zucht zu Zucht immer mehr ein besseres Auge für
aufkommende Problematiken und lernt auch von Mal zu Mal, wie er diesen
Problemen entgegen wirken kann. Das ist ein klarer Lernprozess, und nicht
immer wird es ein Patentrezept für ein Problem geben. Unterschiedliche
Vorraussetzungen, verschiedenes Alter der Problemküken, die letztes Mal ja
älter waren sowie weiteres wird man nach und nach erlernen und das
letztendlich, auch wenn es einem in diesem Moment des Problems nicht bewusst
ist, und man mit zittrigen Händen da sitzt und ein Leben retten will, wird
Erfahrung ein guter Garant für das Leben und die positive Entwicklung
kommender Problemfälle sein.
Nach mehreren Zuchten sind das alles kleine Puzzelteilchen, die später,
aufgrund der Erfahrung des Züchters, ihn früher oder später direkt oder
indirekt eingreifen lassen.
Nach 1 oder 2 Jahren Zucht ist man noch kein Züchter. Selbst sehen sich
junge Züchter dann schon als erfahrene Züchter, aber es fehlt ihnen an dem
Züchterauge, welches Probleme und Lösungen erkennen lässt, an den Händen,
wo man ein Küken in der Hand hält und weiss, ob das Küken zu wenig oder
zu viel wiegt oder ob es Defizite in der Entwicklung gibt sowie vieles mehr.
Es sind viele Aspekte, die erst nach Jahren nach und nach einen Züchter
schulen und ihn immer mehr ausbilden. Oftmals muss man da durch die harte
Schule gehen und trifft Entscheidungen, die, wie sich später heraus stellt,
verkehrt waren, aber selbst jede falsche Entscheidung muss für den Züchter
ein Lernprozess sein, und er muss daraus lernen egal, ob sie nun positiv
oder negativ war. Er muss aus seinen Handlungen lernen für spätere
"Sorgenkinder".
Na? Bis ganz zum Schluss gelesen? OK! Dann hab ich noch eine
"Kleinigkeit" für dich :)
Hinter dem Kükenfoto ganz oben in diesem Bericht versteckt sich eine kleine
Geschichte. Ich fand dieses Küken im Nistkasten kalt, schwach und dem Tod näher
wie dem Leben. Mein Sohn bekam es in die Hände und pustete seinen warmen
Atem hinein, um das Küken zu wärmen. In der Zwischenzeit bereitete ich
Aufzuchtfutter vor und erwärmte den ganzen Brei und zog es mit einer
Kropfsonde auf und fütterte das Kleine. Das Küken schlief nachts unter
einer elektrischen Wärmdecke in einer kleinen Schachtel und wurde alle paar
Stunden gefüttert. Am darauf folgenden Tag setzte meine Frau das Kleine
etwas in eine kleine Socke und trug es den ganzen Tag unter ihrem Pulli an
ihrer wärmenden Haut. Es wurde regelmäßig gefüttert und erholte sich
nach und nach, und so konnten wir es nach ein paar Tagen wieder zurück ins
Zuchthaus in einem Nistkasten zu anderen Küken setzen. Das kleine Etwas hat
es geschafft, und es entwickelte sich sehr gut. Durch die anderen, fast
gleichaltrigen Küken gab es auch keine Defizite im sozialen Bereich und es
wurde nach und nach immer größer und größer. Das Küken schaffte es, und
auch wenn wir nächtelang durch machen mussten, wenig Schlaf bekamen, hat es
sich gelohnt, finde ich. JEDES Küken hat ein Recht auf Leben und ...
... in diesem Sinne wünsche ich allen Züchtern viele Schwänze auf
den Stangen für die kommende oder noch laufende Zuchtsaison :)
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