Rubrik Artikel - Hygiene

 
 Artikel geschrieben von:
Michael Hansen - Ellerndiek 14 - 24837 SL - Mitglied im DSV unter der Nummer 2757
Behördlich zugelassener und überprüfter Sittichzüchter
Erstellt im November 2008 - Letzte Aktualisierung im Februar 2009
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Hygiene bei der Vogelhaltung und Zucht

 

Der Gedanke zu diesem Bericht kam mir vor einigen Tagen, als ich hier Besuch von Wellensittichinteressierten hatte und sie sich über meine diversen Bürsten, Reinigungsmittel, Spachtelauswahl, Vorratsdosen ect wunderten.

Eine Krankheitsvorbeugung, die Unterbindung einer Verschleppung oder die Vermehrung vorhandener Keime sollte das Ziel eines Wellensittichliebhabers sein zum Wohle seiner Tiere.

 

Krankheiten, Missbildungen, Behinderungen, Verlust des Tieres bis hin zur Beeinträchtigung der Gesundheit und sogar der Tod des Menschen können aus mangelnder Sauberkeit und Hygiene resultieren. Eine vorausgehende Sauberkeit sowie Hygiene können viele Krankheiten und Tierarztbesuche vorbeugen!

Je mehr Wellensittiche man hat, je mehr Schmutz, Kot, Staub ect fällt an. Geht man davon aus das ein Wellensittich ca. alle 15 - 30 min einen Kothaufen fallen lässt, rechnet das dann auf 24h hoch kommen da schon beachtliche Mengen für nur 1 Wellensittich zustande.

Beeinflusst wird die Kotmenge und Konsistenz auch durch andere Faktoren.

Ein paar Beispiele dafür wären: Eine brutige Henne scheidet teilweise Kothaufen aus die bis zu 5 mal größer sind, als wenn sie nicht brutig wäre. Genauso der überhöhte Einsatz von Salat (Flüssigkeitsanteil von 98%) zwingt den Wellensittich öfter dünnflüssigeren Kot abzusetzen wobei da zusätzlich noch wichtige Mineralien aus dem Vogelkörper heraus gespült werden. Durch das Futterangebot kann man daher sagen, das man den Anfall von Kot beeinflussen kann sowie dieser durch auch Nachteile für den Wellensittich haben könnte.

Über die Bürzeldrüse wird ein Fett für die Gefiederpflege abgesondert. Trocknet das, wird es staubig und dadurch finden wir den so genannten Wellensittichstaub in unserer Wohnung oder Vogelhaus wieder.

Durch die Mauser erneuern sich die Federn, damit der Wellensittich immer ein flugfähiges Federkleid behält, und die kennen alle Wellensittichfreunde wo und in welchem Umfang die umher fliegen können. Es gab sicherlich auch schon bei dir einen Ort wo du eine kleine Feder gefunden hast und dich fragtest: "Wie kommt die Feder denn nun hier her?".

Knabberreste von Ästen, Futterreste wie Spelzen oder Möhrenkraut, verunreinigte Futter- oder Trinkgefäße sowie noch vieles mehr haben wir sicher alle schon selber einmal gesehen oder gehabt.

 

Bevor ich jetzt einsteigen möchte in die Desinfektion und Hygiene möchte ich erst einmal einige der verschiedenen Krankheitserreger kurz aufzeigen , die bei der Haltung und Zucht von Wellensittiche auftreten können:

Was für Krankheitserreger gibt es diesbezüglich?

# Pilzbefall durch z.B. Hefepilze

# Viren wie Polymavirus bedingte Krankheiten, PBFD (Psittacine Beak and Feather Disease)

# Nagerübergriff mit allen Konsequenzen wie eingeschleppte Parasiten, verletzte oder getötete Wellensittiche

# Ektoparasiten (äußerlicher Befall des Wellensittich) wie Läuse, Milben, Flöhe ect

# Edoparasiten (innerlicher Befall) Trichomaden, Spül - und Haarwürmer ect

 

Außer über mangelnde Sauberkeit und Hygiene können wir solche Krankheitserreger auch durch dazu gekaufte Wellensittiche in unserem Bestand holen. Daher wird oftmals von einer Quarantänezeit gesprochen, die im Regelfall 3 Monate dauert, wo neue Wellensittiche von den anderen separiert und beobachtet werden. Eine Quarantänezeit kann man natürlich verkürzen wenn man das Tier einem vogelkundigen Tierarzt vorstellt und den Befund so schneller bekommt.

 

Sitzstangen sollten trotz ihrer viellt schnelleren Säuberung, nicht aus Plastik sein. Naturäste von z.B. Obstbäumen wären sicherlich auch schnell geschnitten und erneuert sowie ein toller Knabberspaß. dabei bitte beachten das auch solche Äste frei von Wildvogelkot sind. Ich reinige Laubäste immer mit warmen Wasser und einer Nagelbürste, bevor ich sie in meine Volieren den Tieren anbiete.

 

Käfige sollten regelmäßig gründlich gereinigt werden. Jetzt eine pauschale Aussage zu tätigen, wann der Käfig gereinigt werden müsste kann ich nicht tätigen Die Zeit zwischen den Säuberungsmaßnahmen wird bedingt durch Faktoren wie: Freiflugmenge, Vögelanzahl, Futterangebot ect. Die Plastikbodenteile des Käfigs kann man mit warmen Wasser einweichen und dann sehr gut einigen. Bitte keine Spülmittel einsetzen sondern auf neutrale oder jodbasierende Reiniger zurück greifen. Scharfe Desinfektionsmittel können im allg. den Tieren sehr großen Schaden zufügen.

 

Außerhalb des Käfig regelmäßig den Vogelstaub und Federn wegsaugen. Für das binden des Vogelstaub gibt es spezielle Ionisatoren die die Staub negativ aufladen und zu Boden fallen lassen.  Kotreste auf z.B. Fensterbänken grundsätzlich entfernen. Besonders im Winter ist zusätzlich oftmals noch die Heizung an und wärmt somit die Fensterbank. Lieblingssitzplätze und da besonders die Kothaufen die sich darunter ansammeln in Verbindung mit federn, sind hervorragende Quellen für Krankheitserregern. Nagelbürsten und Zahnbürsten kann man sehr gut dafür einsetzen. Bitte vorher überlegen welche Zahnbürste dafür genommen wird, nicht das man abends dann auf einmal einen komischen Geschmack ...

 

Buchenholzgranulat, wenn man es verwendet, sollte regelmäßig kontrolliert werden.  Durch umherspritzendes Trinkwasser oder Badestellen kann BHG schnell feucht werden und dann in kürzester Zeit Schimmel und Sporen bilden.

 

Kotverdreckter Vogelsand stellt auch eine Gefahr für den Wellensittich dar. Durch seinen Muskelmagen benötigt der Wellensittich kleiner Steine, die er aufnehmen muss, damit die Nahrung im Muskelmagen gut verdaut werden muss. Frisst er dabei zuviel Kot mit, könnte das auch nachhaltig auf die Vogelgesundheit wirken. Zwischenzeitlich fressen Wellensittiche immer wieder mal selten etwas Kot, das ist aber kein Grund zur Sorge.

 

Trinkgefäße müssen sehr gründlich gereinigt und danach getrocknet werden bevor sie wieder eingesetzt werden. Nach 24h im Einsatz bildet sich am Boden des Tringefäßes schon eine schmierige Schicht auf der Keime einen sehr guten Nährboden finden. Zumal einige Wellensittiche gerne einige Körner in den Trinkgefäßen einweichen, oftmals diese Gefäße unter Sitzstangen oder Lieblingsplätze gehängt oder gestellt werden, würde durch den eingeweichten Kot im Trinkwasser eine weitere Gefahrquelle hinzu kommen. Trinkgefäße auch nicht mit herkömmlichen Haushaltsreinigern reinigen. Bei der Reinigung auch nicht die schwer erreichbaren Ecken nicht vergessen. gerade in solchen ecken, auch wenn sie unscheinbar sind, finden keime und CO eine hervorragende Grundlage um zu wachsen und gedeihen. Ich gebe zu dem Trinkwasser immer etwas Vanodine V18, das verhindert die Schimmel- und Sporenbildung. Alle 2 Tage bekommen meine Tiere eine Wasser - Apfelessig Mischung. Dazu mische ich 50ml herkömmlichen Apfelessig auf 1 Ltr normales Trinkwasser. dadurch wird die Zahl der erkrankten Wellensittichen auf Megabakterien reduziert. Ich habe mich darüber mit anderen Züchtern ausgetauscht, die es schon so länger einsetzen, im Internet viel recherchiert und hatte und habe bisher noch keinen Luftpiraten gehabt, der an Megas erkrankt ist. Ob das nun mit dem Apfelessig zusammen hängt kann ich nicht beschwören. dennoch führe ich es weiterhin so durch.

 

Futterschalen, Futterautomaten und Futterspendern genauso reinigen wie die Trinkgefäße. Sicherlich braucht man diese nicht so oft reinigen wie die Trinkgefässe, dennoch sollte es nicht vergessen werden. hat man seine Tiere z.B. in einem Vogelhaus oder eine außenvoliere wo man Futter anbietet, dann bitte auch darauf achten, das Futter nicht feucht wird. das gilt selbstverständlich auch für Vorratsdosen. Es sollten saubere wieder verschließbare Behälter sein.

 

Volierenböden aus Naturböden, so wie man sie oftmals bei Außenanlagen vorfindet, finde ich pers. nicht zweckmäßig. Der Aufwand der betrieben werden muss, so das sie keine Nagetiere durch graben könnten ist mir pers. einfach zu hoch. Einen gepflasterten oder betonierten Boden kann man leichter und schneller reinigen zumal man bei einem Naturboden über einen regelmäßigen Bodenaustausch der ersten 20 - 30cm nachdenken müsste, damit der Boden durch den Kot nicht irgendwann "kippt". Ob nun gepflastert oder betoniert, solch einen Boden lege ich mit gewaschenen Kies (Spielsand für die Sandkiste) aus. Nicht dick sondern nur so das er Kot und Wasser aus den Trinkgefässen binden kann. Diesen Sand kann man sehr gut mit Schaufel und Besen aufnehmen ohne das es Probleme gibt.

 

Obst und Gemüse wird oft den Wellensittichen angeboten. Einige fressen es gerne und einige nicht. Oftmals liest man in den Wellensittichforen die Frage: "Warum frisst mein Welli nicht seinen Apfel?". Dabei sollte beachtet werden das sich ein Apfel, bei solch einem Wellensittich, nicht wochenlang im Käfig verbleibt. Obst und Gemüse können selbstverständlich auch schimmeln. Das angefaultes Obst oder Gemüse nicht den Wellensittichen angeboten werden sollte oder nur Kosten sparend heraus geschnitten wird, setze ich voraus. Genauso wie die "Schredderreste" von Möhrenkraut, rote Beete, Karotte ect. Das Schreddergut findet man immer auf dem Fußboden und bei wärmeren Temperaturen werden solche Schredderreste sehr schnell anfangen zu schimmeln.

 

Nistkästen reinige ich vor, während und nach der Brut mit einer Heißluftpistole in dem ich den Nistkasten von innen mit dem heißem Wärmestrahl "ausbrenne". Nicht zu lange auf das Holz halten, da es sehr schnell anbrennt. Das ich Kleintierstreu während der Brutphase in einem Nistkasten einsetze, habe ich schon in einigen meiner anderen Berichte erörtert.

 

Aufzubereitendes Aufzucht-, Quell- und Keimfutter sowie selbst gemachtes Eifutter wird gerade im Sommer durch die wärmeren Temperaturen sehr schnell anfangen zu verderben und mit einem Schimmelpilz behaftet sein. Sollten die Wellensittiche dann dieses Futter fressen hat das oftmals schlimme Folgen. Für die Zubereitung von Quell - oder Keimfutter nehme ich lauwarmes Wasser wo ich 1 Tropfen Vanodine V18 dazu gebe. dadurch wird die Schimmel- und Sporenbildung unterbunden.

 

Fliegen in den Volieren kann man mit speziellen Fliegenfallen (Fliegenstrips) gut in den Griff bekommen. Für diese kleinen Fruchtfliegen, die sich immer um den Apfel herum bewegen bei warmen Temperaturen, hat man die Möglichkeit ein z.B. Rotkohlglas mit Apfelessig zu füllen und in dem Deckel Löcher von ca. 6 - 8 mm zu bohren. Die Fliegen werden quasi magisch angezogen vom Apfelessig und gelangen ins aber nicht mehr aus dem Glas.

 

Es kommt selten vor, das ich ein Küken per Handaufzucht habe und dieses dann für ein paar Tage die Lebenskraft wieder zurück geben muss bevor ich es wieder einer anderen Henne unterlegen kann. Gerade bei der Handaufzucht muss auf peinlichste Sauberkeit und Hygiene geachtet werden, da sich der Vogelorgansimus noch ausgebildet hat und das Küken noch nicht über die Abwehrkräfte eines ausgewachsenen Wellensittich zurück greifen kann.

 

Hand Desinfektionsmittel, so wie man es in Krankenhäusern findet, habe ich in einem Halter bei der Eingangstür des Zuchthauses angeschraubt und desinfiziere mit dem Medium meine Hände vor der Kontrolle der Küken. Hier gilt: Minimieren von Gefahren wie Übertragung von Krankheiten, Schmutz ect.

 

Im allg. nutze ich für meine Vorräte Tupperschüsseln sowie div. abgekochte und ausgediente  Gläser (Rotkohl ect) die ich gereinigt und von deren Aufklebern befreit habe. Solche Gläser gebe ich auch Käufern unserer Luftpiraten mit auf dem Weg wo ich ihnen unser Futter mit gebe für eine schnelle und unkomplizierte Futterumstellung, da wir nicht das herkömmliche Futter einsetzen sondern eine Auswahl an qualitativ sehr guter Saaten die wir zum Teil selber mischen. Behälter und Gläser die man für die Bevorratung von Futter ect einsetzt müssen immer sauber und  unverwechselbar beschriftet sein.

 

Transportboxen die man einsetzt um Tiere zum Tierarzt zu bringen oder die man mit zu einem Züchter nimmt von dem man Tiere erwerben möchte, sollten nach jedem Einsetzt gründlich gereinigt werden und ich desinfiziere sie zusätzlich auch noch. So führe ich das auch mit Zuchtboxen, Quarantänekäfig und der Krankenbox durch nach jedem Einsatz.

 

Erkältungen die man als Mensch hat, können sich beim anniesen der Tiere durch Tropfen auch auf den Vogelkörper übertragen werden. Es ist auch weiter zu beachte das man dann auch nicht z.B. an einem Apfel beißt und diesen dann den Tieren anbietet.

 

Zum Desinfizieren setze ich immer noch das bewährte Vanodine V18 ein, was ich schon an anderer Stelle meiner Berichte erwähnt habe. Dafür habe ich mir auch eine Blumenspritze gekauft wo ich V 18 angemischt einsetzen kann. Neuerdings gibt es auch ein neues Produkt auf dem Markt mit Namen F 10 . selber habe ich es noch nicht ausprobiert, da meine Flasche V 18 noch halb voll ist, aber es wurde mir bisher nur positives über F 10 berichtet. Zu gegebener Stelle werde ich dann dazu hier noch etwas veröffentlichen. Sollte jemand schon F 10 ausprobiert haben und Erfahrungen sammeln konnte, wäre ich über ein Feedback dankbar. Dabei muss noch erwähnt werden, das man eine Desinfektion bei einer Haltung von wenigen Wellensittichen nicht so oft durchführen muss wie z.B. bei einer Zucht von 20+ Zuchttieren. Selber desinfiziere ich meine Anlagen 2 mal im Jahr. Bevor ich desinfiziere reinige ich komplett die gesamte Anlage. Alles andere wäre ja auch unsinnig.

 

Diesen Bericht werde ich noch bei Zeiten ergänzen.


 


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