Rubrik Artikel  - Ei-, Keim und Quellfutterzubereitung

 
 Artikel geschrieben von:
Michael Hansen - Ellerndiek 14 - 24837 SL - Mitglied im DSV unter der Nummer 2757
Behördlich zugelassener und überprüfter Sittichzüchter
Erstellt im Dezember 2010
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Reserveschaffer als Brutvorbereitende sowie Brutbegleitende Maßnahme

In der Regenzeit Australiens (November - April) keimen viele Saaten auf und wachsen zu halb- und reifen Gräsern. Durch das zusätzliche Angebot energiereichen Futter für die dortige Tierwelt beginnen viele Sittiche dann auch bald mit der Brut, da durch das vermehrte Futterangebot sehr gute Vorraussetzungen für die Jungenaufzucht vorhanden sind.

 

Für viele unserer domestizierten Sittiche Australiens schaffen wir mit Ei-, Quell- und Keimfutter nicht nur Reserven für die angehenden Zuchttiere, sie unterstützen auch den Bruttrieb positiv und helfen den Nachzuchten sowie den Eltern während einer Zuchtphase diese schadlos zu meistern. Bei mir bekommen sie 1 mal die Woche während einer Zuchtphase und 1 mal in 2 Wochen außerhalb der Zuchtphase entweder Ei-, Quell- oder Keimfutter.

Hier habe ich nun Ei-, Quell- und Keimfutterzubereitung einmal erörtert, so wie ich es nutze und auch einsetze vor, während und auch nach einer Zucht.

 


Eifutter
Jeder Züchter hat so sein „Geheimrezept“ wie er sein Eifutter anmischt. Mit Zusätzen wie Kalk, Vitaminen und was es sonst so noch alles gibt und wo man gute Erfahrungen mit gemacht hat.
Aber Vorsicht! Nicht alles ist gut und auch hier macht es die Menge. Zu viel kann auch schädigen!

Hier mal "mein" Eifutter, so wie ich es mir jetzt langsam hingemischt habe und womit ich gute Erfahrungen machte.

ACHTUNG: Wellensittiche, das gilt natürlich auch für andere Sittiche denen Eifutter angeboten wird, die beispielsweise Leber- und/oder Nierenprobleme haben, sollte Eifutter nicht angeboten werden. Was zum Thema ja auch totaler Unsinn wäre, wenn man kranke Tiere zur Zucht überhaupt ansetzen würde.
Leber- sowie Nierenkranke Wellensittiche schädigt Eifutter, eben durch die zusätzliche große Proteinmenge die man ihnen in geballter Form anbietet.
Einem Halter würde ich nicht empfehlen Eifutter seinen Wellensittichen anzubieten, da es nicht nur den Bruttrieb positiv unterstützt, es Reservieren schafft für eine Kräftezehrende Brutphase, es ist und bleibt auch weiterhin ein Dickmacher, den Zuchttiere schnell wieder während einer Zucht sich abarbeiten, aber normale „Stubenvögel“ noch länger als Polster mit sich herum tragen würden.


Zusammenstellung für z.B. 30 Zuchttiere
► 250 – 300g Haferflocken z.B. Kölln Vollkornhaferflocken. Die können trocken oder aber auch eingeweicht sein. Ich bevorzuge sie trocken zu lassen, da sie viel Feuchtigkeit aufnehmen von den anderen Beigaben die gleich noch folgen werden. Haferflocken enthalten einen hohen Anteil an Kohlenhydraten (ungefähr 70 %), Eiweiß (ungefähr 15 %), einen hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, an löslichen Ballaststoffen, Vitamin B1, B6 und E, Zink, Eisen und Calcium. Na das liest sich doch soweit schon sehr gut

► 2 Esslöffel z.B. Olivenöl damit die ungesättigten Fettsäuren im fertig angemischten Eifutter vom Vogelorganismus besser aufgenommen und verarbeitet werden können.

► 2 – 3 große Karotten raspeln. Karotten sind reich an Vitaminen und decken auch fast den kompletten Vitamin B Komplex ab. (im. allg. mal: Vita = leben). Karotten halten den Vitamin-A Weltrekord und sie enthält u.a. Betakarotin was ja die Vorstufe von Vitamin A ist und heißt daher auch Provitamin A. Es ist wichtig für die Schleimhäute, Augen, Zellschutz (Krebsschutz), Knochenentwicklung und Fortpflanzung und spätestens bei Fortpflanzung sollte es bei dem Züchter jetzt klingeln, wenn man das gerade eben mit Vitamin B überlesen hat

► 6 hart gekochte (mind. 7min) Hühnereier komplett mit Schale richtig schön klein schneiden. Hier würde ich auch nicht irgendwelche Eier nehmen, sondern frische Eier. Ob nun aus Freilandhaltung oder vom Biobauern oder oder oder … frisch sollen sie sein und natürlich keine Salmonellen oder mit irgendwelchen anderen negativen Dingen belastet sein. Bei den hart gekochten Eiern muss man auch nichts trennen (Eiweiß, Eigelb & Schale). Das Eiweiß enthält zwar sehr viel Wasser, aber das wird ja durch die Haferflocken eh gebunden und das Eigelb ist reich an Vitaminen, Mineralien sowie Proteine und hat einen höheren Fettanteil. Die Eierschale unterstützt durch den hohen Kalkanteil unsere Hennen, die Kalk in ihren Knochen ablagern, das sie später benötigen für die eigene Eibildung und wo sie dann dafür den abgelagerten Kalk aus ihren Knochen entziehen.
Wie vorhin schon geschrieben: Wir wollen Reserven schaffen :)

► Dazu kann man auch beispielsweise noch100g Brokkoli klein schneiden und dazu geben. Brokkoli ist nicht nur ein großer Magnesiumspender, das wichtig für Muskeltätigkeit, Herzfunktion, Nervenreizübertragung und Hormonproduktion ist, er enthält auch viel Eisen, Kalium, Karoten (wichtig zum Aufbau von Vitamin A) und beugt auch vor Infektionen vor und verbessert die Verdauung, beseitigt Verstopfungen, regt das Immunsystem an und stärkt Herz und Kreislauf. Aber auch hier würde ich nicht zu viel von geben, da wir in erster Linie ja Eifutter machen und keinen Gemüsesalat o.ä. der Bande anbieten wollen.

► Frische Petersilie, Basilikum oder aber auch Oregano, aber nicht zu viel wegen der ätherischen Öle. Hier würde ich auch nichts aus dem Geschäft nehmen sondern auf selbst gesätes zurückgreifen, da man oftmals überdüngtes in Geschäften bekommt, was der menschliche Organismus sicherlich besser weg steckt, aber nicht ein kleiner Vogelorganismus.

► Auch 1/4 Teelöffel Traubenzucker oder 1,5 - 2 EL flüssigen Honig kann da noch mit darunter gemischt werden, aber Honig verklebt nicht nur die Eifuttermasse in unregelmäßig größere und kleinere Brocken, es könnte auch das Gefieder der Wellensittiche verkleben, daher bevorzuge ich Traubenzucker.

► Sollte die Masse in der Schüssel jetzt zu feucht sein, kann man mit Kleingebröselten Zwieback das ganze wieder etwas trockenerer bekommen, hier nehme ich dann max 1 – 2 Scheiben Zwieback. Man merkt schnell wenn die Masse wieder bröckelig wird.

► Hat man Zuchttiere (z.B. einjährige neue Zuchttiere), die Eifutter nicht kennen, dann kann man das ganze mit etwas Vogelfutter strecken wie z.B. Kolbenhirse die man vorher zwischen den Handflächen ordentlich reibt um sie zu entspelzen. Die Spelzen pustet man dann einfach weg, bevor man es zu dem Eifutter gibt und so macht man sie sanft neugierig auf das Futter.


Beim verfüttern bitte auf die Umgebungstemperaturen achten da Eifutter genauso schlecht werden kann wie anderes feuchtes Futter.

Hat man zu viel Eifutter, kann man das auch Portionsweise abfüllen und einfrieren und so dann bei Bedarf wieder auftauen. Ob man nun in Gefrierbeuteln, Tupperdosen oder sonstiges einfriert ist deine Baustelle ;)

Ich biete das Eifutter schon vor einer Brut an damit sich die Zuchttiere eben Reserven anfressen können, sie in Brutlaune gebracht werden, es dann beim ersten mal anbieten z.B. in einer Zuchtphase es kaum Komplikationen geben würde, da die Tiere das „neue“ Fressen nicht kennen und sie da u.U. dann nicht bei gehen.

Von künstlichen Vitaminen, die da dann zusätzlich rein könnten oder so auch über das Trinkwasser den Tieren angeboten wird, halte ich im allgemeinen überhaupt nichts!
Ich bin eher der Verfechter alles frisch anzubieten in Form von Obst, Gemüse ect. und nicht, wie oft gesehen, das ein Züchter Vitamine ins Trinkwasser gibt und das dann in durchsichtigen Trinkröhrchen den Tieren anbietet. Spätestens wer sich einmal mit der UV Strahlung irgendwie aus einander gesetzt hat, weis das diese die Vitamine in durchsichtigen Trinkröhrchen oder Näpfen schnell aufknackt.

Sollte ein Wellensittich Vitamindefizite aufgrund organischen Problemen haben bezüglich Aufnahme oder Verarbeitung weil er beispielsweise krank, gestresst o.ä. ist, dann wäre eine künstliche Vitaminzugabe etwas anderes!

 


 

Quell- und Keimfutter

Der Unterschied zwischen Keim- und Quellfutter bestimmt vorerst nur die Zeit.

Bei dem Wässerungsvorgang steigt der Wassergehalt der Samen rasch von 10 auf bis zu 80 Prozent an. Es vermehren sich u.a. die Enzyme. Eiweiß und Fette werden in Aminosäuren und Fettsäuren zerlegt, vorhandene Stärke wandelt sich in Zucker/Glukose um, der Vitamingehalt steigt rapide an, der Nährstoffgehalt wird herabgesetzt und Mineralstoffe werden gelöst.

Die während des Keimens entstehenden Spurenelemente und Mineralstoffe können jetzt im Verdauungstrakt sowie im Vogelorganismus noch besser aufgenommen und verarbeitet werden.


Man kann einen Keimtest mit dem Standartfutter durchführen um zu schauen wie frisch es ist. Das mache ich gerne mit Kolbenhirse da ich möglichst frische Kolbenhirse meinen Tieren anbieten möchte. Ich bin immer wieder positiv überrascht wie frisch das Futter von meinen Lieblingsvogelfuuterhändlern ist.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Gefäße der Keimfutterzubereitung. Das geht über speziell dafür hergestellte Keimautomaten von der Vogelbedarfsindustrie, ganze verschließbare Eimerchen, kleinere Teesiebe oder ausgewaschene Gläser wie z.B.  Rotkohl des letzten Mittagessen. Es kommt ja auf die Menge an wie viel man benötigt, daher muss auch jeder selber entscheiden welches Gefäß oder Sieb er nutzen muss. Ich nutze entweder ein Rotkohlglas oder eine 1ltr Probenflasche aus dem Laborbedarf, wo ich in den Deckel viele kleine 3mm Löcher gebohrt habe. Das kommt eben darauf an, wie viel ich momentan benötige.

Es gibt speziell zu kaufende Keimfutter (was man auch als Quellfutter nutzen kann), was erst quellen oder keimen muss, damit es weicher wird und so auch von den Wellensittichen gefressen werden kann ohne das es Magen- oder andere Probleme geben könnte.

Ich mache keinen großen Unterschied zwischen Hell- und Dunkelkeimer. Bei mir werden alle Saaten im halbdunkeln zum keimen angesetzt.

Ich beziehe mein Keimfutter aus dem Internet wie z.B. der Birdbox oder dem Graf Versand und bin bisher recht zufrieden was das Preis - Leistungsverhältnis angeht.

Geeignete Saaten für Quell- oder Keimfutter sind: Spitzsamen, Platahirse, Hafer, Weizen, Silberhirse, Mungbohnen, Kardi, Japanhirse, Milo, Negersaat, Dari, Buchweizen, Gras ect ect pp

 

ACHTUNG: Bei zu langer Quellzeit kommt es durch intrazelluläre Atmung zu Gärungsvorgängen die den Keimling und so auch den Wellensittich sehr schädigen können.
 

 

Keimfutter
► Das trockene Keimfutter unter lauwarmen Wasser sauber abspülen. Ich nehme lau warmes Wasser um den Keimprozess zu beschleunigen.

► Das Glas einmal ausspülen und zur Hälfte mit Keimfutter füllen. Nur zur Hälfte, da die Saaten sich mit Wasser voll saugen werden und später auch anfangen zu keimen und dafür eine Menge Platz benötigen.

► Sind die Saaten im Glas drin, dann das Glas ca. 3/4 voll mit Wasser füllen und dann tropfe ich noch 1 Tropfen Vanodine V18 in das Glas um Schimmelsporenbildung zu unterbinden. V 18 ist auf Jodbasis und daher auch, richtig dosiert, nicht schädlich für die Wellensittiche sowie andere Tiere.

► Max 8h stelle ich das Glas in einem halbdunklen Raum und nach dieser Zeit sollten wirklich auch alle Saaten genügend Wasser aufgenommen und mit den ersten Prozessen begonnen haben.

► Als nächstes kippe ich das Wasser über die in den Deckel gebohrten Löcher ab, bis nicht mehr heraus tropft. Dann wieder in den halbdunklen Raum für ca. 6 - 8 h. Frisches Wasser ins Glas, 5min warten und wieder alles abtropfen lassen. Diesen Vorgang wiederhole ich immer im 6 - 8h Rhythmus bis ca. nach 24 - 30h die Keimlinge zu sehen sind. Dann wird es an die Piraten verfüttert.

► Man kann zusätzlich noch etwas geraspelte Karotte mit untermischen bevor man es den Tieren anbietet.

Kennen die Tiere Keimfutter fressen sie es auch sehr gerne, weil es recht weich ist und so auch besser, wie oben schon einmal geschrieben, sehr gut im Organismus verwertet und im Verdauungstrakt abgebaut werden kann.

ACHTUNG: Gerade bei wärmeren Temperaturen das Keimfutter nicht zu lange den Tieren anbieten. Stichwort Schimmelsporen und dadurch resultierende Aspergillose wäre da nur eine Krankheit die ich keinem Sittich wünsche.

 Ich würde auch Tieren, die Keimfutter nicht kennen, keins während der Aufzuchtphase anbieten. Das könnte fatale Folgen haben für die Nachzuchten, wenn die Eltern nicht am Keimfutter bei gehen!

 

 

Quellfutter
Die Quellfutterherstellung ist jetzt, nach dem lesen der Keimfutterherstellung, ganz einfach :)

Ich nutze Quellfutter eher in der heißen Jahreszeit, da Keimfutter sehr schnell kippt und sich da durch die höheren Temperaturen schneller Schimmel und Co breit machen. Natürlich hat es nicht die Vorzüge wie Keimfutter aber dennoch mehr Energie und Nährstoffe wie die meisten nicht gequollene Saaten.

► Das trockene Keimfutter unter lau warmen Wasser sauber abspülen.

► Das Glas einmal ausspülen und zur Hälfte mit Keimfutter füllen.

► Dann das Glas ca. 3/4 voll mit Wasser füllen und dann noch 1 Tropfen Vanodine V18 in das Glas.

► Max 8h das Glas in einem halbdunklen Raum.

► Wasser über die in den Deckel gebohrten Löcher abkippen, bis nicht mehr heraus tropft und schon kann es den Wellensittichen angeboten werden.

 

So kann Quellfutter aussehen. Deutlich sieht man hier auch die Volumenzunahme der Saaten.
Vorher Nachher

 

Ich biete das, auch auf wesentliche beschränkt, in der Rubrik Download zum download als Word Datei an.

 

Bei Gelegenheit werde ich den Bericht noch ergänzen.

 

 
 

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