Rubrik Artikel - Die Verdauung des Ws

 
 Artikel geschrieben von:
Michael Hansen - Ellerndiek 14 - 24837 SL - Mitglied im DSV unter der Nummer 2757
Behördlich zugelassener und überprüfter Sittichzüchter
Erstellt im November 2008 - Letzte Aktualisierung im Januar 2009
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Der Wellensittich hat keine Zähne - Die Verdauung des Wellensittich

 

Je nach Nahrungsangebot, sowie anderen Faktoren wie vitamin- und fettreich die angebotene Nahrung ist, werden spezifische Verhaltensmuster bei den Wellensittichen erkennbar. Sei es Unruhe bei Nahrungsmangel, Faulheit bei Überfluss oder Brutigkeit bei Nahrung mit hohen Energie- und Eiweißträgern.

Bei einem Wellensittich der 12h nichts frisst sinkt der Blutzuckergehalt auf die Hälfte des normalen Blutzuckergehaltes. Demnach kommt es also sehr schnell zu lebensbedrohlichen Umständen für das Tier, wenn es nicht frisst oder nichts zu fressen bekommt.

Welche Nahrung für den Wellensittich geeignet ist findet jeder der unfallfrei eine Suchmaschine wie z.B. Google bedienen kann. Hier möchte ich auch nicht weiter darauf eingehen welche Nahrung für den Wellensittich zweckmäßig ist, sondern hier möchte ich einiges erörtern was den Verdauungstrakt betrifft und man so nicht überall  findet. Dadurch wird viellt auch dann verständlicher warum einiges an Futterzusätzen den Tieren angeboten werden sollte um dem Wellensittich subjektiv vor Krankheiten, Mangelerscheinungen sowie andere negative Aspekte die man immer wieder im Internet lesen kann oder viellt auch schon selber leider mit seinen Tieren erfahren musste, vorgreifen zu können.

 

Durch die Evolution des Flugspezialisten Wellensittich, ist der Körperaufbau so ausgelegt, das sein Körper ihn kaum in seiner Flugeigenschaft beeinträchtigen soll. Die Knochen des Wellensittich sind außerordentlich leicht und machen nur 8-10% des Körpergewicht aus. Die Lungen sind klein aber leistungsstark und 80 - 100 Atemzüge pro Minute sind normal. Das sie dennoch weniger als 1% der Körpergesamtmasse ausmachen ist meiner Meinung nach beachtlich.

So, nun aber zum Thema: ;-)

Betrachtet man den Verdauungstrakt eines Wellensittich stellt man auch hier wieder fest das alle Organe leicht, wenig Volumen- sprich Platzbedarf benötigen und dennoch extrem leistungsfähig sind.

Hier eine Abbildung:

Der Kropf

Der Kropf ist eine sackartige Erweiterung der Speiseröhre. Er dient als zusätzliches Speichermedium, wenn der Magen voll ist. Ist der Magen leer, geht die Nahrung direkt in den Magen. Das Zusammenspiel von durchlassen des Futters vom Kropf zum Magen steuert der Nervus vagus. Der Kropf dient zur Nahrungsaufnahme als Speichermedium sowie um aufgenommene Nahrung mit Speichel oder aufgenommener Flüssigkeit einzuweichen. Immer wieder lese ich auch das aufgenommene Saaten im Kropf anfangen sollen zu keimen, aber schaut man sich die Aufenthaltszeit im Kropf sowie den Vergleich dazu wann Saaten beginnen zu keimen einmal genauer an, widerspricht das dieser These. Ich würde, durch den geringen Zeitaufenthalt, eher von einem quellen sprechen, als von einem keimen.

Um einmal etwas über den Zeitfaktor zu sagen, wie schnell Nahrung "durch" den Vogelorganismus geht möchte ich folgendes kurz aufführen:

Bei wissenschaftlichen Untersuchungen in der Vergangenheit wurde Nahrung mit einem Kontrastmittel versetzt um so, mittels Röntgenaufnahmen, zu sehen, wann sich wo die aufgenommene Nahrung im Vogelorganismus befindet. Dabei wurde festgestellt das nach 15 min die gerade aufgenommene Nahrung sich in den Dünndarmabschnitten befand und nach 20 - 30 min im Enddarm befand. Dennoch war nach 24h noch Spuren des flüssigen Kontrastmittels im Kropf nachweisbar.

Info Trichomonaden

Dieser 24h Zeitfaktor des Kontrastmittels wurde von mir hier schon bei dem Kropf angesprochen, denn ich möchte dadurch aufbauen auf einen der bekanntesten Kropf- Krankheitserregern und zwar den Trichomonaden. Die Trichomonaden sind kleine birnenförmige (Einzeller) Geißeltierchen, sie siedeln sich an kleinst Verletzungen der Kropfschleimhäute an. Normal passiert nichts an diesen Verletzungen, aber die Trichomonaden dringen darüber in die Schleimhäute ein und schädigen da dann die Schleimhäute extrem. Mit Trichos infizierte Wellensittiche verhungern. Dadurch das sie Einzeller sind, die sich durch Zweiteilung vermehren, infizieren sich andere Wellensittiche z.B. über das gegenseitige Füttern oder über den Wassernapf, an dem ein infizierter Wellensittich trinkt. Trichos benötigen ein feuchtes Milieu zum überleben und das finden wir eben in unseren Trinknäpfen. Durch die Zugabe von Apelessig ins Trinkwasser, verschieben wir den pH Wert des Wasser in den sauren Bereich und zwar soweit das wir ein Milieu schaffen, wo Trichos es schwer haben zu überleben. Apfelessig im Trinkwasser ist nur zum Vorbeugen, es ist kein Medikament. Auch hier gilt: Nicht die Menge macht es. Infos zum Mischungsverhältnis findest du hier im Downloadbereich.

Anmerkung: Ein 2ter Satz Trinknäpfe, der mind. 24h durch trocknen kann bevor er wieder zum Einsatz kommt, ist im allg. von Vorteil egal ob bei Halter oder Züchtern.

 

 

 

Drüsenmagen & Muskelmagen

Der Ösophagus ist direkt mit dem Drüsenmagen verbunden. In ihm werden verdauungsnötige Sekrete und Enzyme gebildet, wie unter anderem auch Verdauungssäfte. Dadurch wird das aufgenommene Futter weicher gemacht und für die Verdauung weiter vorbereit. Danach kommt der angereicherte Futterbrei weiter in den Muskelmagen. Die Muskelmagenwand ist durch mehrere überkreuzter Lagen verdickt. In dem Muskelmagen drinnen liegende Drüsenschicht produziert ein Sekret was schnell aushärtet und zu einer festen Kerationoidschicht erstarrt. dadurch das der Wellensittich kleine Körner wie Grit ect aufnimmt und wirkt diese Kerationoidschicht wie ein kleines Mühlwerk die die Nahrung weiter verarbeitet sprich kleiner macht. Wie wichtig Grit für den Wellensittich ist, erkennt man viellt jetzt, denn ohne Grit kann die Verdauung nicht komplett von statten gehen und vielerlei negative Aspekte können sich dann negativ auf den Gesundheitszustand des Tieres auswirken. Am Rande erwähnt wurden in Wellensittichmägen 3mm große Gritkörner gefunden.

Bei 3 Wochen alten Nachzuchten wurde auch schon in den Mägen Grit gefunden. Je älter die Nachzuchten werden, je individueller bekommt jedes Küken einen Nahrungsbrei. Anfangs noch die Kropf- oder auch Vormagenmilch genannt und je älter die Nachzuchten werden, nein hier muss es heißen je größer sie werden, bekommen sie immer mehr unvorbereitetes Futter von den Elterntieren um sie so schnell zur selbstständigen Verdauung vorzubereiten. Viele Halter nutzen als Einstreu Küchenpapier oder Buchenholzgranulat (BGH), dabei darf nicht vergessen dann Grit in extra Schalen oder anderen Behelfnissen anzubieten. Wie wichtig das ist, haben wir nun gerade lesen können.

Warum sprach ich gerade Unterschiede vom Alter und dem Entwicklungsstand der Nachzuchten an?

Bekommen die Zuchttiere wenig ausgeglichene Nahrung oder nicht in ausreichender Menge, entwickeln sich die Küken langsamer. Dementsprechend können Nachzuchten von Größe und Entwicklungsstand sehr unterschiedlich sein, obwohl sie am gleichen Tag geschlüpft sind, haben die Eltern evtl. gesundheitliche Probleme oder sind vorher nicht in guter Zuchtkondition vom Züchter "gefüttert" worden, so das sie genügend Reserven haben, werden die Eltern sich sehr verausgaben sowie die Nachzuchten entwickeln sich im Gegensatz zu Nachzuchten anderer Zuchttiere deutlich langsamer. Das wäre zum Nachteil der Zucht- sowie Jungtiere und jeder Züchter sowie Halter der anders darüber denkt, kann sich ja noch einmal die 22§ des Tierschutzgesetztes durch lesen. Viellt sieht er es dann anders.

Der Dünndarm besteht aus 3 Dünndarmschlingen. Ohne sichtbaren Übergang (ca. auf Höhe des Muskelmagens) geht er in den Dickdarm und dieser endet in der Kloake. Der Wellensittich hat nur eine Kloake wo Harn und Kot zusammen entledigt werden.

 

Harnorgane

Der Wellensittich hat keine Harnblase, so wie es Säugetiere haben. Die Harnleiter münden direkt in die Kloake. In den beiden Nieren des Wellensittichs wird keine Harnflüssigkeit mit hohem Harnstoffgehalt gebildet, sondern die Harnsäure ist ein Stoffwechselendergebnis. Zum Absetzen des Kotanteils wird die benötigte Wassermenge resorbiert, daher kann der Vogelurin aus diesem Grund eine dünnbreiige bis harte Konsistenz haben.

 

 

So kann gesunder Kot aussehen:
Schwarz ist der Kot- und weiß ist der Urinanteil
 
An dem Kot eines Wellensittich kann man in Bezug auf Verdauung eine Menge erkennen.
Sind unverdaute Körner mit im Kot, wird es sehr wahrscheinlich eine Krankheit sein. Ist er wässrig könnte dafür zu viel wasserhaltige Nahrung wie Obst & Gemüse die Ursache sein.
Je nach Größe und Farbe des Kots können verschiedene Krankheiten, Nahrung, Brutigkeit sowie anderes nachgewiesen werden.

 

Info Megabakterien

Megabakterien sind keine Bakterien sondern es handelt sich um Hefepilze Drüsenmagen, die u.a. den pH Wert im Drüsenmagen ansteigen lassen und somit kann das Futter nicht mehr vom Vogelorganismus verwertet werden.

Diese Hefepilze findet man vor allem im Drüsenmagen, aber auch zum teil im Muskelmagen. Der Hefepilz schädigt in beiden Mägen Drüsen, Schleimhaut und Magenwände und beeinträchtigen so nachhaltig die Verdauung. Bei infizierten Wellensittichen ist dann normalerweise der pH-Wert im Magen erhöht sprich im sauren Bereich. Das geschädigte Organe dann zusätzlich anfälliger für weitere Infektionen durch andere Pilze sowie Bakterien und für Geschwüre und Blutungen sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Das findet man auch besonders bei Wellensittichen die schon länger an Megabakterien erkrankt sind durch einen verdickten und/oder erweiterten Drüsenmagen und Muskelmagen.

 

Sollte mir noch etwas einfallen, werde ich diesen Bericht noch ergänzen ...

 


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